Wie kommt man auf die Idee Aupair zu werden? Wie geht man die ganze Sache an und wie läuft das mit der Umsetzung? Im Folgenden nehme ich euch mit zurück auf meine Reise und starte heute mit dem ersten Teil. In diesem erfahrt ihr, woher der Wunsch kam, welche Gedanken mich dabei begleitet hat. Und wie ich das Ganze umgesetzt habe.
Von der Idee Aupair zu werden..
November 2014
Draußen ist es schon dunkel als ich Feierabend habe & vom Kindergarten aus nach Hause fahre. Gerade hatte ich das Abi hinter mir, nun stecke ich mitten in den Vorbereitungen für mein letztes Jahr der Erzieherausbildung & habe das Gefühl: Das kann jetzt noch nicht alles gewesen sein, da geht noch was.
Zu Hause angekommen berichtete ich: „Ich will nach Neuseeland“ – „Neuseeland.. AHA.“– bekam ich als Antwort. Zu diesem Zeitpunkt war sich noch niemand sicher, dass ich das tatsächlich umsetze. Ich mir allerdings auch nicht- Trotzdem begann ich nach und nach mich mehr mit diesem Land auseinander zu setzen & zu überlegen, was ich dort denn eigentlich Nützliches machen kann.
Ich googelte, fragte, kaufte mir einen Reiseführer von Neuseeland und leitete nach und nach alles in die Wege, was ich so brauchte & entschied mich dazu mir eine Gastfamilie zu suchen und „Aupair“ zu werden. Den Gedanken hatte ich zwar schon nach dem Abi, aber das Ganze ernsthaft und entschlossen anzugehen, entwickelte sich dort.
Oft werde ich gefragt: Wie bist du denn auf Neuseeland gekommen?
Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung mehr, wieso genau dort. Ich wollte eine neue Herausforderung, etwas was weit weg ist, aber trotzdem nicht dem typischen „American dream“ folgt & weiter mit Menschen arbeiten, plus mein Englisch auf Vordermann bringen. Neuseeland erfüllte all diese Bedingungen & war gerade wegen der Natur & der Andersartigkeit so interessant für mich.
Heute weiß ich, dass es in Neuseeland vermutlich genauso viele Touris, Au pairs und Work & Travellers gibt, wie in anderen Ländern auch. Als ich allerdings 2014 die Idee hatte, war ich noch der Überzeugung, dass dies eher eine Ausnahme ist.
.. Zur Umsetzung: Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden & Woran sollte ich denken? – Was mir am meisten geholfen hat
Nachdem die Entscheidung Neuseeland & Aupair gefallen war, hatte ich noch gut ein Jahr Zeit um alle möglichen Dinge zu planen: Wo finde ich eine Gastfamilie? Mit Agentur oder ohne? Welche Versicherungen brauche ich? Wie viel Geld werde ich benötigen? Wann buche ich meinen Flug? Welche Dokumente brauche ich zusätzlich, was muss ich erneuern lassen? Muss ich meine Englischkenntnisse aufbessern? Brauche ich zusätzlich einen neuen Erste Hilfe Schein?
Was mir zunächst geholfen hat, waren eigenständige Recherche, Berichte & Erfahrungen von Leuten, die das alles schon einmal geplant hatten. Ich entschied mich zunächst dazu eigenständig eine Gastfamilie auf der Website AuPairworld.com zu suchen und eine Agentur nur dann zu nutzen, wenn ich dort nicht fündig wurde.
Bei AuPairworld.com erstellst du dein eigenes Profil, gibst verschiedene Interessen, dein Wunschland/länder an & bekommst dementsprechend Familien angezeigt, die du anschließend anschreiben kannst.
Diese Art gefiel mir besser, als über eine Agentur an irgendwen übermittelt zu werden.
Nach mehreren Gesprächen mit unterschiedlichen Familien fand ich meine Gastfamilie, die vorher schon mehrere Aupairs hatte. Bei mehreren Skype- Interviews sprachen wir über unsere Vorstellungen & ich bekam die Rückmeldung, dass ich quasi „eingestellt“ bin, wenn ich möchte.
Was hat mir noch geholfen?
Ein großer Vorteil war für mich, dass die Familie vorher schon einige Aupairs hatte & ich deren E-mailadressen erhielt und auch mit diesen sprechen konnte. Die vorherigen Gespräche gaben mir persönlich eine große Sicherheit, dass dies die „richtige“ Familie für mich ist. Zusätzlich gab mir meine Gastfamilie viele Infos, was das Visum, Kultur & Vernetzungen mit anderen Aupairs betraf.
Dabei gab mir meine Gastmutter verschiedene Links für typische Travel & Aupair Gruppen bei Facebook, wo sich die meisten schon vor Anreise verabredeten, austauschten & Fragen beantworteten. Auch das war ein mega Plus, denn so war ich mit meinen Fragen nicht alleine & hatte zusätzlich einen ersten Anschluss gefunden.
Bevor ich allerdings die Familie aussuchte, habe ich mir eine Liste mit sämtlichen Kosten gemacht. Auch das halte ich für sinnvoll. Wenn du eine Familie aussuchst und danach feststellst, dass du dir das Alles gar nicht leisten kannst, ist das sehr enttäuschend. Ich beschloss zur Bank zu gehen & zu sparen. Die Bankangestellte fragte 3 mal ob ich mir da sicher bin. Doch darum habe ich mir keine Sorgen gemacht. Wenn ich merke, dass der Betrag zu hoch ist, kann ich das immer noch abändern. Für mich war das eine gute Gelegenheit, um mein Geld nicht unnötig aus dem Fenster zu werfen und genug Rücklagen zu haben.
Weitere Vorbereitungen
Nachdem das geregelt war, beantragte ich mein Visum & einen Führerschein, erneuerte meinen Reisepass, scannte wichtige Dokumente ein & sicherte sie, buchte meine Auslandskrankenversicherung (bei der Hansemerkur), suchte nach einer geeigneten Kreditkarte & ganz zum Schluss buchte ich den Flug. Auf einen Sprachkurs verzichtete ich, ich fing jedoch an wieder auf Englisch zu lesen, Filme zu gucken & mich weiter mit dem Land zu beschäftigen- und da gab es schon im Vorfeld einiges zu entdecken.
Was mir am meisten geholfen hat…
…war vor allem eins: Genug Zeit!
Ich habe viele Dinge verglichen, viel gelesen & nachgefragt. Alles auf den letzten Drücker zu machen, sorgt vermutlich dafür, dass du irgendetwas vergisst, übersiehst oder es lediglich eine schlechte Beratung war. Ich hatte immer verschiedene Listen, für Finanzen, für wichtige Dokumente, Notfallnummern, etc., wo es hilfreich ist, diese auch digital zu sichern & eben für Gepäck und Reiserouten. Sicherlich kann man auch auf Listen & Planungen verzichten, für eine allererste längere Reise hat mir dies allerdings geholfen, um eine gewisse Sicherheit zu erlangen.
Nach der Idee in der Umsetzung: Was mir vor meiner Abreise durch den Kopf ging & welche Zweifel unbegründet waren
April 2015
Mein Kolloquium war bestanden, meine Erzieherausbildung so gut wie abgeschlossen. Neuseeland erschien mir zu dem Zeitpunkt noch seeeehr weit weg. Jedoch kümmerte ich mich um alle nötigen Unterlagen: Reisepass, Visum, Versicherungen, Flüge, etc. – und natürlich um eine Gastfamilie. Das machte die ganze Sache nach und nach realer.
Die Reaktionen meines Umfelds waren sehr gemischt, als ich immer noch weiter begeistert davon berichtete. Die einen hatten Bedenken, wie: „Neuseeland ist aber ganz schön weit weg.“ „Ist dein Englisch denn gut genug?“ „Neuseeland? Du findest ja nicht mal die Schützenhalle im Dorf, verläufst du dich da dann nicht?“ Die anderen hatten Sorge, dass es mir dort so gut gefällt, dass ich nicht zurückkomme, fanden es super oder wussten irgendwelche Fakten über Kultur, Mensch & Tier.
Wenn ich heute darauf zurückblicke, kann ich über all diese Kommentare lächeln. Ich habe mich nicht verlaufen- zumindest nie so, dass ich nicht mehr angekommen bin- ich bin wieder in Deutschland & dass es so weit weg ist, war für mich auch nicht weiter schlimm. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass es ohne zwei entscheidende Dinge nicht funktioniert: Zum Einen , die Entschlossenheit, das wirklich zu tun & zu wissen, wieso du das vor hast. Zum Anderen den Mut es zu tun, auch wenn Zweifel in dir selbst oder bei anderen hochkommen.
September 2015
Der größte Orga- Teil war erledigt. Die letzten Wochen war ich zunehmend damit beschäftigt meine Zeit mit Freunden & Familie zu teilen, eine erste Reiseroute zu planen und natürlich: Koffer packen. Das ich damit so viel Zeit verbringen werde, war mir am Anfang noch nicht so klar. Wenn ich früher in den Urlaub gefahren bin, hatte ich oft viel zu viel mit. Zu Freuden meiner Freundinnen, wenn sie was vergessen haben. Für Neuseeland gestaltete sich das Ganze zunächst schwierig:
Wie sollte ich für ein ganzes Jahr, statt für zwei Wochen Urlaub packen? Ich packte ein, packte aus, entschied mich dann doch wieder um, besorgte mir Vakuumbeutel, schaute mir irgendwelche Youtube Videos & Hacks an, wie ich möglichst viel in den Koffer bekam.
Den Abend vorm Flug saß ich in meinem Zimmer & überlegte, ob alles noch genauso aussehen würde, wenn ich wieder hier bin. Ich schrieb Briefchen für Freunde & Familie, checkte bestimmt 4 Mal ob ich alle Sachen dabei hatte & beschloss die Nacht wach zu bleiben, weil ich sowieso so aufgeregt war und die Uhr „gleich aufstehen“ sagte. Bis dahin war die Freude noch riesig.
Das Ergebnis der Umsetzung: Abflugtag!
Je näher wir allerdings dem Flughafen kamen & mir klar war, dass ich jetzt nicht sagen werde: Och, eigentlich wäre es zu Hause ja auch ganz schön, desto nervöser wurde ich. Nachdem ich alle winkend und drückend verabschiedet hatte & nun so ohne sie am Gate auf den Flieger wartete, kam mir das erste Mal der Gedanke: „Oh Gott, was hast du dir dabei eigentlich so gedacht, Sarah?“
Was, wenns schief geht? Und was, wenn die Idee genial ist?
„Was, wenn ich beim Umsteigen den Flieger nicht finde? Was, wenn meine Gastfamilie doch nicht nett ist oder ich sie gar nicht verstehe? Oder wenn mein Koffer nicht ankommt? Und was ist, wenn ich dort nicht zu recht komme? Das Gedankenkarussel malte sich alle schlimmen und schrecklichen Geschichten aus, die es so gibt.
Ich denke so, oder so ähnlich ergeht es Vielen. Zunächst ist da die Idee, die deine Augen leuchten lässt. Dann planst & machst du & es wirkt noch unreal. & ab dem Moment wo du merkst: „Jetzt wird’s ernst!“ kommen zweifelnde Gedanken.
Doch das Gute ist: So schnell wie Sie kommen, gehen Sie auch wieder. Selbst, wenn gar nicht alles glatt läuft, findet man eine Lösung. Ich habe die Anschlussflieger bekommen & meine Gastfamilie war super. Tatsächlich ist mein Koffer, den ich doch vorher mit so viel Liebe & Planung gepackt hatte nicht angekommen. Eine Woche lang wusste auch niemand, wo er ist & ob er ankommt.
Aber: Ich hab´s überlebt. Und der Koffer kam. Nach 30 Stunden Flug ist es natürlich schön, wenn man sich direkt umziehen kann. Besonders, wenn man, wie ich, die dickste Winterjacke trägt, die man hat.
Auch dafür gab’s eine Lösung: Waschmaschine! Und glücklicherweise hatte ich noch 3 Paar Socken. (Lifehacktraveltipp, den ich so nicht mehr empfehlen würde: Socken in den Traveltrinkbecher stopfen und im Handgepäck mitnehmen).
Learning: Immer, wenn ich nun irgendwo hinfliege, steckt ein Ersatzoutfit in meinem Handgepäck.
Was, wenn du die Lösung findest?
Bei allen „Was, wenn Szenarios“ gab‘s immer eine Lösung. Selbst, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie ich es wollte, habe ich viel dazu gelernt, kann nun drüber lachen & sehe einige Dinge heute entspannter – nicht immer zu Freuden Anderer, aber zu Meiner. Denn ein Gedankenkarussell von „Was, wenn Gruselszenario- Fällen“ macht in der Regel nervös & lässt deine Perspektive in eine Negativrichtung lenken. Wenn wir so denken, fallen uns oft keine Lösungen ein, weil wir so in unserem Horrorszenario drinstecken. Heute stelle ich mir oft die Frage: „& was, wenn alles gut läuft?“
Ich glaube Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens sammeln & bei denen etwas nicht so läuft, wie wir es uns gewünscht haben, helfen dabei zu wachsen und dazu zu lernen. Mir sind sicher schon einige Dinge passiert, die anders gelaufen sind:
Der Flieger kam später, der Koffer war weg, ich habe irgendetwas vergessen, etc. All diese Dinge haben tatsächlich dabei geholfen, entspannter zu werden. Es gibt heute sicher immer noch „Was,wenn- Szenarios“ in meinem Leben.
ABER: Dann überlege ich mir vorher einen Plan B. Ohne mich immer weiter in etwas hineinzusteigern, was total unwahrscheinlich bis nie passiert. By the way: Die Wahrscheinlichkeit mit einem Flugzeug abzustürzen ist genauso hoch wie im Lotto zu gewinnen. Selbst, wenn Plan B nicht funktioniert weiß ich heute: Ein tiefes Vertrauen in dich & deine kreativen Lösungen sowie eine ganze Portion Geduld helfen ungemein.
Bevor ich die Reise antrat, dachte mein Naives- Ich:
„Wenn du das gemacht und gesehen hast, dann kann auch die Welt ruhig untergehen. Dann hast du ja schon den größten, spannendsten Teil deines Lebens erlebt.
Haha. Heute weiß ich: Das war gerade erst der Anfang, denn es gibt noch viel mehr!
Fazit
Bei allen Zweifeln, Grübeleien & Was-wenn Szenarios bin ich froh, diese Reise trotzdem gemacht zu haben. Ich wäre heute glaube ich sehr enttäuscht, wenn mich diese Dinge davon abgehalten hätten so viele tolle Erfahrungen, Begegnungen & Erlebnisse mitnehmen zu dürfen.
Im nächsten Teil beantworte ich Fragen dazu, wie du Aupair werden kannst. Welche Voraussetzungen du erfüllen solltest, wie du eine geeignete Gastfamilie findest und an was du alles denken solltest. Dich interessiert Neuseeland und du willst ein paar Fakten kennen? Die findest du in meinem vorherigen Artikel.